Mittlerweile war es 17 Uhr. Eigentlich sollte nun Abfahrt sein. So langsam wurde es wirklich sehr warm in der Sonne. Einige Chormitglieder kauften sich zur Abkühlung ein Eis im Bahnhof. Wahrscheinlich stand der Busfahrer einfach nur im Stau. Gegen 17:30 Uhr war der Bs schließlich immer noch nicht da. Ich beschloss, die Sache nicht zu verteufeln. Der Bus würde schon noch kommen. Doch einige Minuten später machte Jule eine Ankündigung: Der Bus kommt nicht! Wir müssen mit dem Zug nach Güstrow fahren. Ich erfuhr, dass uns ein Kommunikationsproblem in diese Bredouille gebracht hatte.

   

Um die Transportkosten zu minimieren, fuhren alle Chormitglieder, die ihr Auto in der Nähe des Hbf geparkt hatten, nun mit selbigem nach Güstrow und nahmen möglichst viele Leute mit. Für den Rest wurden schnell Fahrkarten am Automaten gekauft. Wir schafften es alle rechtzeitig um 18:14 Uhr im Zug zu sitzen. Wobei... alle stimmt nicht. Denn eine kleine Gruppe hatte sich aus Versehen in den Zug auf dem gegenüberliegenden Gleis begeben. Dieser fuhr zwar auch nach Güstrow, würde allerdings etwas später ankommen. Letztendlich kamen wir alle in Güstrow an. Am dortigen Bahnhof wartete schon einer unserer Autofahrer, der unsere Koffer zur Jugendherberge brachte. Denn nun lag ein langer Fußmarsch vor uns. 6 Kilometer trennten uns noch von unserer Unterbringung und es fuhren leider keine Nahverkehrsmittel zur doch recht abgelegenen Jugendherberge. Mir persönlich hat der Spaziergang aber sehr gefallen. Das Wetter war nach wie vor toll und ich bekam eine kostenlose Führung durch Güstrow. Wir gingen durch die Innenstadt, kamen am Schloss von Güstrow vorbei und konnten schließlich die schöne Landschaft von Güstrow bewundern. Ungefähr in der Mitte der Strecke wurde ich zusammen mit ein paar anderen mit dem Auto mitgenommen. Nein, wir haben nicht getrampt! :-D Die Autofahrer des Chors fuhren nur immer wieder zwischen der Herberge und dem Bahnhof hin und her und sammelten uns nach und nach ein. Einige hart Gesottene gingen den Weg bis zur Unterkunft dennoch freiwillig komplett zu Fuß. Respekt, bei der Wärme!

Fast zwei Stunden später als geplant war ich endlich bei der Jugendherberge „Schabernack“ angekommen. Dort erfuhr ich erstmals, mit wem ich in einem Zimmer war. Ich verstand mich ausgezeichnet mit meiner Zimmernachbarin. Ich bezog das Zimmer und aß anschließend Abendbrot. Ich stellte erleichtert fest, dass die Auswahl des Essens recht groß und die Qualität in Ordnung war. Gegen 21 Uhr fand unsere erste zweistündige Gesangsprobe auf dieser Chorfahrt statt. Danach wurde bis in die frühen Morgenstunden weiter gesungen, gelacht und getanzt. Der Chor machte seinem Namen wirklich alle Ehre! Die meisten Lieder hatte ich bis dato aber noch nie gesungen. So hatte ich die Möglichkeit, die anderen Chormitglieder ein wenig zu beobachten und sah viel Spaß und Verbundenheit. Es war irgendwie magisch.

Der nächste Tag sollte nicht weniger ereignisreich sein. Der Himmel war an diesem Tag meistens bedeckt. Insgesamt drei zweistündige Gesangsproben erwarteten uns. Zusätzlich fanden von 14 - 16 Uhr freiwillige Workshops für Instrumentalisten und angehende Moderatoren statt. Ich selbst habe an ersterem teilgenommen und lernte so einiges über das Begleiten eines Chors am Klavier. Kurz darauf wurde ich von Mufti ermordet. Seit Freitag Abend spielte der ganze Chor das Mörderspiel. Zunächst starb keiner. Doch am Samstag begann das Morden. Ich gehörte zu einer der ersten, die umgebracht wurden. Schade eigentlich. xD Es sei gesagt, dass am Ende die Dorfbewohner das Spiel gewonnen haben!

Am Samstag Abend fand dann der große Spieleabend statt. Der Chor wurde per Zufallsprinzip in mehrere kleine Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat einen eigenen Song zugeteilt bekommen. Während wir an dem Abend an mehreren Stationen verschiedene Spiele absolvieren mussten, durften wir gleichzeitig den jeweiligen Song in der Gruppe einüben. An den Stationen wurden übrigens wahrlich schwere Dinge von uns verlangt: Lieder rückwärts abgespielt erkennen, mit zusammen gebundenen Beinen einen Becher voller Wasser transportieren, Pingpong-Bälle in Becher werfen, stille Post spielen, Lieder nur an wenigen Zeilen vorgelesenem Text erkennen, … usw. Am Ende des Abends - so gegen 2 Uhr morgens - wurden schließlich die eingeübten Lieder unter der grandiosen Moderation von Maddin und Stefan präsentiert. Für mich war dies das Lustigste an der ganzen Chorfahrt! Ihr könnt euch die Auftritte später (nochmal) auf DVD angucken, denn es wurde alles aufgezeichnet. Zum Schluss wurden die Sieger natürlich im gebührenden Umfang mit Preisen geehrt:

3. Platz: brandneue Zuckeruhren

2. Platz: eine extrem seltene Ausgabe der Zeitschrift „Wendy“

1. Platz: - TROMMELWIRBEL BITTE - Das Maskottchen unseres Chors: eine Packung „Celebrations“!

Danach wurde - zur Abwechslung - ähnlich wie am Vorabend gesungen. Diesmal zerstreute sich die Gruppe aber recht schnell. Es war ja schließlich auch schon gegen vier Uhr morgens. Übrig blieben nur noch einige wenige Wachbleiber, darunter auch ich. Wir setzen uns gemütlich zusammen, um zu quatschen oder machten Musik. Ich war voll in meinem Element.

Am nächsten Tag hatten wir unsere letzte Probe und wiederholten nochmal unsere drei neu erlernten Lieder: „Queen-Medley“, „Girls, Girls, Girls“ und einen Battle-Medley namens „Battlefield 2015“. Unsere Chorleiter Martin und Thomas verkündeten abschließend mit Tränen in den Augen: „Wir sind so stolz auf euch!“ Und nach einem abschließendem Gruppenfoto auf einem idyllischen Grashügel bei abermals schönstem Wetter, war die Chorfahrt dann plötzlich auch schon vorbei. Wir gingen so, wie wir kamen. Mit dem Zug und dem Auto!

Danke für eine tolle, erlebnisreiche Chorfahrt. Ich habe noch nie so viel gesungen und so viele sympathische Leute auf einem Haufen kennen gelernt! Ich freue mich schon auf das nächste Mal!

 

Eure Annika