Manchmal muss man viel ertragen aber am Ende kommt dabei was Schönes heraus

Ich möchte warnen. Von vornherein. Dieser Chorblogeintrag ist unkreativ. Sehr. Außerdem kann der Autor nicht schreiben. Hat er nicht gelernt. In Brandenburg. *kollektives Summen: In Brandenburg,... in Brandenburg.* Ersteres wurde mir von der Autorität bestätigt. Diese Autorität, jeder hatte sicherlich mit ihr in seinem Leben manchmal mehr, manchmal weniger Kontakt, kam daher in Gestalt unseres Chorleiters. Allerdings war das FAST das Ende an dem was Schönes rauskam. Doch wollen wir auch diesen Chorblog von vorne beginnen. Wobei es sicherlich kreativer wäre, einen von hinten zu erzählen. Aber... siehe oben. Man traf sich am 22.09. zu nachtschlafender Stunde, es war 9 Uhr, am Bahnhof Rostock um gemeinsam mit der S-Bahn zu einem Auftritt unseres Chors (in kleiner, freiwilliger Besetzung) zu reisen.

Der geneigte Leser wird fragen: Sind die blöde geworden? Doch die Antwort des wenig dem Schreiben zugeneigten Schreibers wird sein: Nein, natürlich nicht. Wir sind doch ein ehrbarer Studentenchor, der alle Aufgaben mit dem ihnen gebührenden Ernst erledigt. Lustig wars bei uns nie! Jedenfalls war es diesmal tatsächlich nötig mit der S-Bahn und vielen verschlafenen und frühstückenden Gesichter nach Güstrow zu fahren. Doch auch dort war unsere Reise noch nicht zu Ende. Wir zehn SängerInnen stiegen um, wobei auch Masterstudenten noch lernen konnten, dass eine Ansammlung von eSen und Zets, einem I, einem En und einigen Ees die polnische Entsprechung der Stadt Stettin (wo ist das Zet? Und was machen denn da Tes drin?) sei, jedoch auf der anderen Seite des Flusses, und taten dies in den Zug in Richtung der Reuterstadt Stavenhagen. Auch der Autor musste diesen Satz dreimal lesen, bevor der Satz stimmig klang und ich wette es sind immer noch Fehler darin. Aber er hat nie gelernt zu schreiben. Die Frage nach dem Namenszusatz „Reuterstadt“ führte gefühlte zehnmal zu der Frage, was denn diese wunderschöne Stadt mit Reuter zutun hätte, wobei Sonja nicht müde wurde zu erklären, wer Fritz Reuter war und das er vermutlich was mit der Stadt zu tun hatte. Wir einigten uns darauf, dass er vermutlich nicht der Dichter und Schriftsteller war für den ihn alle halten, sondern eher Architekt, Landschaftsplaner und Gastronom war. Reutershagen, Stavenhagen und eine Gaststätte in Rostock sprechen da eine eindeutige Sprache. Im zweiten Zug war von der Müdigkeit nicht mehr zu viel zu spüren. Es wurden Zukunftspläne geschmiedet, Geschäftsideen entwickelt (erbschleicher.de, die Vermittlung von reichen Erbtanten), gelernt, gelesen und geschnackt. In Stavenhagen angekommen lustwandelten wir, nach kurzer Orientierung von Tante Andrea (sie war die Erzieher vom Dienst) und Sonja durch die wunderbaren Straßen der Stadt. Wir tangierten das Pfanni-Werk, wobei der Fabrikverkauf ob des nicht angekündigten Mittagsessens vermisst wurde, die verwendeten „Kartoffeln aus kontrollierten PFANNI-Vertragsanbau“ (Quelle: pfanni.de) geruchlich von manchen genossen, von anderen wiederum schlecht gemacht wurden. Kollektiv bildete sich jedoch keine Meinung über die Qualität der Kartoffeln heraus, sondern eher ein ganz subtiles Gefühl, der Hunger. Dieser wurde dann mit durchaus nur gesunden Nahrungsmitteln (Eis, Schokolade, Kekse, zugegeben auch diesen Teigdingern... Brötchen oder so) gestillt und es wurden Vorräte angelegt. An der Kirche angekommen zeigte sich, dass 3 weitere Chorlinge bereits in der Kirche das tragbare, jedoch nicht während des Laufens bespielbare Begleitinstrument aufgebaut hatten. Es zeigte sich aber auch, dass wir bis zur Trauung noch 2 Stunden Zeit hatten. Oh ja. Das Thema des Blogs ist eine Trauung. Aber ich glaube, dass dies nur ein weiterer Spielort der immer wiederkehrenden, jedoch nie langweilig werdenden Komödie um den Chor Celebrate war. Nun, es geschah das erste Wunder. Die Braut-, oder waren es die Bräutigamseltern, brachten uns Kuchen und Kaffee in Mengen für ein ganzes Bataillon. Sie bestellten uns schöne Grüße von ihren Kindern die heiraten wollten und wir bedankten uns artig. Wir probten also mit der Akustik einige Liedlein (es waren alle) und zogen uns in unsere, von der Kirchenreferentin Laber zur Verfügung gestellten, Gemächer zurück und begannen das Wunder zu vertilgen. Mit Umziehen und Diskussion verging auch wie ein Wunder (nennen wir es das Zweite) die verbliebende Stunde. Wir kehrten auf unseren Platz auf der Empore zurück und versuchten Körper, Geist und Seele in individueller Zusammensetzung warm zu halten. Während die Choristen sich durch ungesunde Knöchelklopfspiele die Reaktionsgeschwindigkeiten (Geist) warmhielten, hielten sich die Pianisten eher die Hände warm, so gut dies eben ging. Der Pianist en chef (zumindest wurde er für diesen gehalten) wurde vom Organisten der Kirche als Kollege begrüßt. Doch auch der Organist hatte einen weiteren Auftritt im Drama. Doch dazu später. Durch die Choristinnen wurde man darauf aufmerksam gemacht, dass man wieder einmal das einzige Lied mit der Gemeinde nicht singen könne ohne Noten. Die Vorschläge eines einzelnen Herrn, doch Lieder, die Standardmäßig bei Hochfesten in Kirchen zu denen wir immer wieder onggaschiert werden, gesungen werden, doch einmal im Chor zu singen, trafen auf taube Ohren. Die Chorleitung hat ihre Schlüsse aus den Begeisterungsstürmen um „ In einem kühlen Gründe“ gezogen. Es ging auch so. Der Gottesdienst wurde durch den Kaplan eröffnet, der sich die Unruhe verbat, in dem er auf den Ort des Geschehens verwies an dem sich, da er in Form eines Gotteshauses in Erscheinung trat, jegliche Unruhe und Störung von selbst verbieten würde. Noch so ein anstrengender Satz und ich hör auf. Die Ruhe kehrte augenblicklich ein und hielt sich auch ein Weile, nämlich bis das Brautpaar erschien, hielt. Zum Einmarsch spielte der Organist in kunstvollen Variationen den Bartholdy´schen Hochzeitsmarsch, wobei die Braut der Etikette gerecht von ihrem Herrn Vater in die Kirche geführt wurde. Der scheinbar noch nach „Alter Schule“ erzogene Kaplan übersah gnädigst einige vom zusammengeführten Brautpaar getauschte Küsse. Es folgte eine nettere Begrüßung des Herrn Kaplan, mit den Ankündigungen des Tages, für die die nicht wussten, warum sie in der Kirche waren. Auf dem Plan standen: eine Taufe („...von Jette. Hab ich den Namen richtig ausgesprochen?“) und eine Hochzeit. Für unseren gut vorbereiteten Chor also keine Neuigkeiten. Die typischen Teile der Liturgie (V: „Der Herr sei mit euch.“ A: „Und mit deinem Geiste“) outete einen Großteil der im Kirchenschiff Versammelten als nicht allzu eifrige Kirchgänger oder zumindest als solche die nicht sehr aktiv teilnehmen wollten. Der Priester murmelte sie mit erwartungsvollem Blick vor sich hin und so manch einer fiel noch verspätet ein. Das Zweite Lied des Chors war ein absolutes Novum. Nun ja. Der Titel blieb der alte und es war „Happy Ending“. Wer sich allein den Refrain ins Gedächtnis ruft, wird feststellen, dass „no hope, no love, no glory, no happy ending“ nicht sonderlich Hochzeitskompatibel waren. Doch unsere Meister der englischen Sprache hatten das ganze Lied rekapituliert und umgeschrieben und so wurden drei der oben genannten nos durch gots ersetzt und das letzte verbliebene durch ein and. Die Korrektur war so durchschlagend, dass die Chorleitung schon überlegte, ob man diesen positiv besetzten Text nicht einfach zum Goldstandard erklären sollte. Es schloss sich die Taufe des Kindes an, das während der ganzen Zeremonie erstaunlich ruhig blieb, scheinbar die Tragweite der weihenden Handlung durchschauend und sie akzeptierend. Während andere Kinder schon weinen, wenn der Priester nur das Weihwasser zeigt (Sprichstichwort: Teufel-Weihwasser), hielt die kleine Jette bis zum heiligen Geist durch, bevor sie anfing zu wimmern. Gegen das Taufkleid wehrte sie sich strampelnd, nahm es irgendwann aber hin. Gegen Ende der Taufe heiterte sie die Gesellschaft dann durch freudiges Lächeln und Lachen in ebendiese auf. Andere Kinder ließen sich durch diese kindliche Fröhlichkeit anstecken und begannen lauten und sportlichen Aktivitäten nach zugehen. Im Anschluss an das Sakrament wurde für den Organisten eine Tragödie geschrieben, in der er um einen seiner drei Auftritte gebracht wurde. Der Priester ging nahtlos von der Taufe zur Trauung über. Der folgende Ablauf war unspektakulär, eine Trauung muss hier nicht geschildert werden. Bemerkenswert ist lediglich, dass die Stimme der Braut beim Ehegelöbnis fester und sicherer klang als die des Bräutigams, dass das Publikum „Oh Happy Day“ klatschend noch eigenmächtig um anderthalb Takte verlängerte und ich wohl die erste Trauungspredigt hörte in dem den Eheleuten mit Scheidung gedroht wurde, es sei denn sie glauben gemeinsam an Christus. Der Redner drückte sich taktvoller aus, doch die Essenz war wohl diese. Der Kaplan wollte den Organisten auch noch um den dritten, nun ja schon zweiten Auftritt, das gemeinsame Lied „Großer Gott wir loben dich“ prellen, doch wir konnten ihn dazu bewegen, zwar mit sauertöpfischer Miene aber doch sehr schön das Lied auf seinem Instrument zu intonieren. Während wir kräftig mitsangen (15 Leute mit 2 Texten) wurden die Traudokumente unterzeichnet und der Gottesdienst beendet. Wir sangen noch „I´m so exited“, das wohl einzige Lied bei dem die Gemeinde etwas von unserer Choreographie sah, da nun alle aufbruchsbereit standen. Das Brautpaar jubelte uns besonders zu und wir wurden von unten herauf mit Beifallsbekundungen bedacht. Das Brautpaar zog aus (Stichwort: Märchen von dem ....). Wir bauten ab. Die Frau mit dem Plan stellte fest, dass unser Zug in zehn Minuten fahren würde und es wurde mit Blick auf Kleidung, Weg und Wetter festgelegt, dass wir eine Stunde später abreisen würden. Am Brautpaar stürmten wir recht zügig vorbei, wobei wir sogar die Lobrufe mehr oder minder mit den Rücken quittierten. Es mag wohl ein Fauxpas gewesen sein, aber ... es bedarf keiner Kommentare. Wir füllten unsere Proviantboxen und kleideten uns um. Es folgte die obligate Diskussion um die Aufgabe des Chorbloggers, die mit der eingangsaufgeführten Debatte und den genannten Feststellungen ihren Höhepunkt fand. Eine der negativen Feststellungen war auch, dass man des Chorleiters Blogeinträge nicht lesen könne, weil diese so lang seien. Die drei Chorlinge die den Kraftwagen benutzt hatten reisten auch nun wieder eher ab, wie sie auch eher da waren und es folgte der versprochene große Schluss. Der Chorleiter, man kennt ihn als Mann einiger Worte, doch selten waren sie offen nett, verabschiedete sich vom Autor mit den Worten:“..., ich mag dich!“. Sollte auch hier Ironie enthalten gewesen sein, so taten die Worte dennoch eine wundersame Verwandlung. Das Gemüt eines Einzelnen hellte sich auf, die zuvor zugefügten Schmähungen waren augenblicks vergessen. Aber dies kann doch nicht der Schluss gewesen sein, denn noch befanden sich die Zugfahrer in Stavenhagen. Wir marschierten also wieder vorbei an Lebensmittelwerken begleitet durch die Töne aus der „Basepohler PS-Hölle“ in fast ordentlichen Zweierreihen zum Bahnhof. Dort verbrachten wir eine Zeitlang im Hagel unter dem maroden Vordach, Robert auf dem Bahnsteig hinterlassend. Während des Hagels wurden wir durch eine kleine Schranke räumlich von dem wetterfesten Bassisten getrennt und mussten warten bis der Zug der Gegenrichtung passiert war. Im Zug (Abfahrt 16 Uhr) nach Güstrow wurden wir mangels Platz weiträumig verstreut, was unserem festen, großartigen Gemeinschaftsgefühl, welches während der Zugfahrt mit all ihren Tücke nur wachsen konnte, keinen Abbruch tun konnte. ... Das war ein komplizierter Satz. Schluss also....

 

So kamen wir also um 18 Uhr in Rostock am Hauptbahnhof an und wurden dort von wütendem Mob, durch Polizei in Schach gehalten, begrüßt. Die Gruppe war in den Farben schwarz, weiß, rot und blau gekleidet und wurde durch grüne Menschen mit weißen Helmen kontrolliert. Es war eine gruslige Situation. Die Bahnfahrt von Güstrow nach Rostock konnten wir wieder geschlossen-sitzend absolvieren. Durch eine verwirrende Kursführung des Zuges kam kurzzeitig bei einem einzelnen Herrn Panik auf, da der Zug als erstes denselben Bahnhof anfuhr, wie der zuvor genutzte als letztes. Sollte uns dies zu denken geben? Nein. Es war die Panik eines Einzelnen und alles ging seinen sozialistischen Gang. Durch unser halbwegs geschlossenes Sitzen im Zug konnten wir einen weiteren Auftritt performen. Es muss hinzu gesagt werden, dass er eigentlich als Langeweilevertreibung geplant war, sich dann jedoch zu einem kleinen Auftritt auswuchs. Wir sangen engelsgleich (1. Lied), waren noch einmal jung (2. Lied) und kamen viel herum (3. Lied.) Unsere offensichtliche Zuhörerschaft setzte sich aus 4 Mitreisenden zusammen, die Dunkelziffer mag höher gewesen sein. Die Zugfahrt war gekennzeichnet durch angeregt Gespräche, deren Inhalt zu weit führen würde. Bevor wir jedoch in dem Zug nach Rostock (OlA) platzen konnten, mussten wir aus einer anderen OlA umsteigen, doch es verlief alles unspektakulär.

Ich möchte resümieren, dass der Auftritt in Stavenhagen ein Erfolg war und, ich hoffe für alle sprechen zu dürfen, sehr viel Spaß und gute Laune gemacht hat. Ich glaube, dass Brautpaar war glücklich ob ihres Glücks und ihrer Kinder, aber auch mit uns zufrieden. Wir hinterließen einen traurigen Organisten, um den es uns etwas leid tat. Wir sahen einiges von unserem Bundesland und eine ziemliche Anhäufung von Lebensmittelfabriken, wir lernten uns besser kennen uns schmiedeten Zukunftpläne. Ich möchte sagen es war ein durchaus erfolgreicher Auftritt. Nun noch eine Bemerkung in eigener Sache. Ich möchte mich bei dem ganzen Chor bedanken, dass neue Leute so gut aufgenommen werden und ihre Chorblogs zu Ende gelesen werden. Ich möchte sagen, dass ich sehr froh bin zum Chor gegangen zu sein und noch einmal für ein hervorragendes erstes Jahr meinen Dank auszusprechen.


 

Dieser Text spiegelt nur die Meinung einer einzelnen Person und nicht des ganzen „Celebrate Rock Pop Gospel Chor“s wieder. Weitere Blogeinträge zur Erweiterung werden gern gesehen.

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