„Wo soll ich bloß anfangen?“

Ein Blogeintrag nach einem reizüberfluteten Tag

Ich möchte mit einem Zitat beginnen: „Ihr seid klasse. Ihr seid verrückt“. So wurde uns der zweite Teil unseres Konzertes am 3.12. quittiert. Die Frage ist, ist das eine Voraussetzung für das andere? Erinnernd an Photos von Beethoven und Einstein überlasse ich die Interpretation der werten Leserschaft.

Es war mein erstes Konzert, aus der Chorperspektive, das erste seit langer Zeit überhaupt, für mich. Und ich finde, dass dieser kleine Rahmen auf der Burg hervorragend als Einstandsort geeignet war. Aber wer fängt denn bitte schön Berichte von hinten an? Nun ja. Also vom Anfang.

Am 30.11. schloss sich an die Chorprobe eine Klempenowprobe an, in der wir einige Lieder noch einmal probten. Auf dem Programm standen 5 Lieder aus diesem Semester und 4 aus vergangenen Semestern.

Am Sonnabend trafen wir uns dann am Hauptbahnhof Süd um in unserer „kleinen Besetzung“ (Zitat: Programm Adventsmarkt) nach Klempenow zu fahren. Nach anderthalbstündiger Autofahrt kamen wir auf der malerischen Burg an, wobei das Wetter alles andere als malerisch war. Bei ziemlich starkem Wind und Regen trafen wir alle im „Vereinsraum“ zusammen, in dem keiner auf eine große Menge an Chorleuten vorbereitet war. Zumindest wurde uns das immer wieder versichert. Die anschließende Bewirtung ließ an Märchen und Sagen erinnern, da der Tisch und die daraufstehenden Teller nicht leer wurden. Die Kaffeekanne wurde in 15-20 Minuten Abständen aufgefüllt, der Salat war nie alle, als wir zum ersten Teil des Auftritts gingen, hatte sich die Tischbefüllung gelichtet und nach unserem fünfundvierzigminütigen Auftritt war, schwupps, alles wieder da. Ich würde sagen sogar mehr. Um 13:30 begannen wir uns in dem gut geheizten Raum einzusingen, bis wir auf die Möglichkeit hingewiesen wurden uns mit Hinblick auf die beengenden Verhältnisse der Räumlichkeit uns in dem deutlich größeren Saal begeben zu können. Nach kurzer Diskussion entschied die Chorleitung das Einsingen zu verlegen. Im Saal angekommen stellten wir fest, dass der Ofen in jenem Saal deutlich kleiner war, als der in dem nur halb so großen „Vereinsraum“. Um 13:45 begann dann der Aufbau von Klavier und „Technik“. Kurz nach 14 Uhr begann dann der erste Auftritt. Dirigent war Thomas, Pianist Martin. Kurz zuvor wurde es mir erklärt mit: „Thomas ist heute Martin und Martin ist Marian.“  Beim Auftreten des Chors wurden wir interaktiv auf ein kleines Problem „hingewiesen“. Die Bühne aus Brettern begann im Takt von Schritten zu schwingen, sodass eine gleichmäßige Bewegung des Chors aus statischen Gründen vermieden werden musste. Weiteres Problem war die fehlende Breite der Bühne.  Dadurch (und durch 2 Heizstrahler im Rücken) wurde auch das Kälteproblem für den Chor gelöst. Thomas löste es für sich durch das Dirigat. Der einzige der leiden musste war Martin, da Klavierspieler mit kalten Händen nur schwer Klavier spielen können. Man muss aber auch sagen, hätte man es nicht gewusst, man hätte es nicht gemerkt. Das Klavierspiel war virtuos und bei „He is always close to you“ wurde allein das Vorspiel durch einen kurzen Applaus belohnt.

Wir traten mit roten Weihnachtsmützen auf und bei beiden Auftritten versuchte Martin bei einigen Liedern auf den weihnachtlichen Charakter hinzuweisen, was bei „Killer Queen“ und „Bohemian Rhapsody“ abenteuerlich und lustig wurde.

Zwischen den Auftritten hatten wir 2 Stunden Zeit, die manche nutzen konnten um den Adventsmarkt zu erkunden, andere saßen im Vereinsraum, genossen das Essen und die Gespräche. Manche nutzten die Zeit auch für die Unihausaufgaben. Ich lernte die Chorinterpretation von „Bohemian Rhapsody“ kennen, über die Wikipedia sagt: “Mercury refused to explain his composition other than saying it was about relationships; the band is still protective of the song's secret.”

Jan und Martin gaben Weihnachtslieder von der Frank Schöbel Platte „Weihnachten in Familie“ zum Besten, was dann im zweiten Einsingen endete.

Der zweite Konzertteil war dann durch Spontanität gekennzeichnet. Thomas war von Kindern umlagert, sodass man manchmal Angst haben musste, bei ausholenden Bewegungen der Arme käme es zu Verletzten. Einige der Kinder sangen (bewegten die Lippen) zu den Queen-Liedern mit. Auch Martin fand Verehrer, welchen er bei den letzten Liedern die Begleitung der Lieder in dbei unen oberen Oktaven des Klaviers einräumte.
Im zweiten Teil gelang es uns besser das Publikum mitzureißen (oder fiel es mir beim ersten Teil nur weniger auf, weil ich aufgeregt war?). Der Auftritt dauerte wieder ca. 45 Minuten. Zu „Engel“ (dieses Lied stand auf keiner Liedliste) erhielten wir einen Zettel mit der ominösen Botschaft:

„die U-Bahn-Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleider (Frankfurt/Main)“
„sie machen auch Rammstein und Prodigy acapella“ zugesteckt wurde. Der Interpretation und Relevanzbewertung zuträgliche Hinweise nimmt der Autor gern entgegen.

Am Ende zerschlug sich die Menge der Choristen behände in Gärten und Feldern (frei nach Goethe) nachdem das Gruppenphoto gemacht war.

Abschließend möchte ich sagen, dass der Auftritt Spaß gemacht hat und mindestens mir im ersten Chorsemester die Angst vor Auftritten genommen hat und mich gelehrt hat wie groß die „Schwarmintelligenz“ bei Choristen ist, da ich viele Lieder nur mitsingen konnte, weil jemand neben mir Text und Melodie beherrschte. Also liebe Chorerstsemester: Keine Angst, in der Gruppe können wir alles. Die Lockerheit war beeindruckend und wie man mit Musik Menschen mitreißen kann eine Erfahrung wert. Ein gelungener Tag mit viel Spaß, guten Essen und der Möglichkeit einander kennen zu lernen.