C-D-E-F-G-I-D-A- oder -The songs of Rügenisland I -

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26.11.2010 21.31 Uhr

Es ist der Chorfahrt-Freitagabend, 21.31 Uhr und ich liege im Bett...Warum?! Magen-Darm-Infekt? Bereits betrunken? Liebeskummer? Ne, nix von alledem. Der Grund ist weitaus positiver, über 70 cm groß, gute sieben Kilo schwer und liegt mit roten Schlaf-Wangen neben mir.

Chorfahrt mit Kind. Schon seit es feststand, habe ich im Hinterkopf so eine Idealvorstellung entwickelt: Chor, Rügen, Meer, sauberes und stilles Herbergszimmer (man munkelt, bei uns daheim ists etwas wuseliger), drum herum ein bunter Topf voll lieber Menschen und natürlich auch Töpfe mit fertigem Essen. Und, voala - bisher ists genauso gekommen.

Rückblick:

Treffen am Rostocker Bahnhof: Wie immer beim Chor sehe ich zuerst eine Masse Mensch, nach und nach erscheinen einzelne, mir vertraute und auch neue Gesichter, und noch mehr - und noch mehr. Einige sehe bzw. erkenne ich erst nach Stunden. Ja, so ist das mit der Wahrnehmung. Hier ein Pläuschchen, oder Drücker, ein, "Hallo, ich bin Sarah. Und das ist Ida." (Reaktionspalette Ida: Kreischton, Winken, verlegen ankuscheln, lachen, desinteressiert woanders hinschauen oder ein meckernder "Mmhm-Laut")
Anreise mit Schienenersatzverkehr fand ich zum ersten Mal in meinem Leben angenehm, hatte was von Klassenfahrt. Verstärkt wurde das Gefühl noch durch einen nostalgischen Steffen-Threepwood-Austausch. (Verhalten Ida: nutzt die Fahrt durchs abendliche Rügen bei gemütlichem Schlummerlicht zum Schlafen)

Es folgen:

27.11.10, 11:38 Uhr

Während Ida sich mit "Sleep for one" beschäftigt, habe ich "Tea for two" im Kopf und nutze den Moment, den Vormittag auf digitales Papier zu bringen:
Schön, mal wieder einer Sopranprobe beigewohnt zu haben. Auch, wenn das Lesen des Notenzettels sich in der Hand meiner Tochter als etwas schwierig entpuppt und die Probe frühzeitig durch ein kleinerwerdendes Paar Äuglein endet. Ich bemerke deutlich den Vorteil, mit Partner auf Chorfahrt zu sein und plane bereits den nächsten Celebrate-Ausflug mit ganzer Familie---und sehe Malte und Ida schon den halben Tag schlafend im Zimmer.

Überhaupt lässt mich das etwas kitschige und dennoch schöne "tea-for-two-family-built-boy-girl-lalala-lied" darüber nachdenken, ob die Töne von Familie(-nplanung), Zukunft, Job, Ortswechsel lauter als sonst durch den Raum fliegen.

Natürlich ists die selektive Wahrnehmung und auch der Umstand, dass im Beisein eines Babys das Thema oft automatisch in die Richtung schwenkt. Auch fehlt mir der Freitagabend mit Biergeruch, alten Liedern und dem Prickeln von Männlein-Weiblein-Kontakten in der Luft als weiterer Eindruck (Samstagabend werd ich da reinschnuppern, ich weiß noch nicht wie, aber ich werde...:-)) Und dennoch bemerke ich den mir vertrauten Chorpart eine neue Strophe singen:

Lalala --- Geburtstermin April 2011, Hochzeitstermin Februar 2012, geplanter Zeugungsakt nach getaner Unterschrift ?--- lalalaa

Gut, dass zeitgleich die neue , „junge Fraktion“ anrückt und der Chor so, wie es sich gehört, so bunt bleibt wie er ist: Denn neben den Stimmgruppen gibt in diesem Singverein auch Stimmungsgruppen, Altersgruppen, Lebensabschnittsgruppen - das Schöne ist, dass man in verschiedenen gleichzeitig ist - und gleichzeitig auch immer in der Chorgruppe :-)

Genug Mamageschwafel...

Erlebnisse Ida:

des Weiteren bestimmt das 1.Mal von vielen weiteren Eindrücken, die ich leider nie erfahren werde und die just in diesem Moment im Schlaf verarbeitet werden. Idas eigenes Lied im Kopf: Das melodische Knallen von Synapsen

27.11.10, 17:27 Uhr

Ida schläft seit einer Stunde. Generell schläft sie hier viel mehr als sonst. Logisch bei den vielen Eindrücken: viele Menschen, fremde Umgebung, eine Menge neuer Töne. Die Drops-Dame wirkt für ihre Verhältnisse erschöpft. Ich erinnere, dass parallel die Nachmittagsprobe läuft, die legendäre, die meist nich so gut läuft, da auch die „großen Kinder“ etwas knülle sind. Auch ich bin müde, das Muttertier ist so viel buntes Treiben gar nicht mehr gewöhnt. (Nachsatz: etwas später merke ich, dass die Erschöpfung auch ein wenig daran liegt, dass mir mein Ruhepol-Malte-Papa fehlt. Klingt kitschig (ja, wie das Lied mit dem Tee), aber stimmt.)

Die Ruhe und das Schreiben tun gut, und die Erinnerung an den bisherigen Tag zeigen, dass auch da viele Momente der Erholung waren: viel Mittagsschlaf, Fischessen, Spazieren gehen, Tanzkurs, Trommelsession…Ok, ich merke, es ist kein Wunder, dass sie schläft. So etwas passiert uns sonst an einem ganzen Tag. Hier ists ein halber Nachmittag. 

27.11.10, 21:18 Uhr

Ida schläft bereits wieder seit circa einer Stunde. Zuvor schien der Drops ein wenig Wellness zum runterkommen zu brauchen:

Rezept für eine schlafbereite Ida

Man braucht:

Zubereitung:

Den Duschabfluss mit dem Stöpsel verschließen. Wasser einlaufen lassen. Spielzeug in die Wanne tun. Ida entkleiden. Ida in die Wanne geben. Ein wenig bespaßen – und fertig.

Eigentlich wollte ich ja heut auch mal runter ins bunte Chortreiben…Eigentlich habe ich auch schon ne SMS im Kopf formuliert, adressiert an Basti und Amy, mit der Bitte, ob jemand fürn halbes Stündchen mal Einhüten würde. Eigentlich wäre das bestimmt gegangen…

Mhm, warum habe ich EIGENTLICH mein Handy unten im Speiseraum gelassen, wenn ich es hier, im hintersten Flur der dritten Etage benötige?! Eigentlich ganz schön unnötig. Nun ja, nach einem Moment des Ärgerns merke ich, dass es nichts bringt, versuche, eine Lehre für die Zukunft zu ziehen und beruhige mich mit dem Gedanken, auf der nächsten Chorfahrt im Sommer doppelt Gas zu geben (ja, mir passiert so etwas nicht zum ersten Mal). Mpf, beim Schreiben ärgert es mich nun doch wieder ein wenig.

Nun ja, ich hoffe, dass ihr dort unten für mich mit Gas gegeben habt. Wenigstens ein Großteil meiner dort verstreuten Sachen feiert ja mit.

29-11-10, 00:07

Den Rest im Rückblick, aktueller Aufenthaltsort nun bereits wieder Rostock:

Bin am Samstagabend dann einfach früh schlafen gegangen, habe am nächsten Morgen noch gewortwichtelt (eine sehr schöne Idee, wie ich finde).

Ida hat seit der Nacht einen neuen Freund im Mund: Zahnbert, den I.!!

Beflügelt von dem Zahni mache ich uns frühstücksfertig, lese im Essensraum noch einmal meinen erhaltenen Wortwichtelzettel (danke lieber Wichtel für die schönen Worte und dafür, dass du mich an meinen Esel erinnert hast).

Ansonsten bleibt noch festzuhalten, dass die Chorfahrt viele „klassische“ Elemente enthielt, die die Sache rund gemacht haben:

 

Beim Verabschieden am Mittag und Nachmittag bemerke ich die typische Chormelancholie. Jemand äußert das Gefühl, etwas verärgert zu sein, nicht mit allen in ausreichend Kontakt gekommen zu sein, ein anderer findet ein Wochenende viel zu kurz. Ich selbst bemerke am Ende einer Choraktivität wieder, wie sehr ich es genieße, in so einer großen Sippe „einzutauchen“ und Teil zu sein. In meinen Kopf kommen wieder romantische Gedanken von einem Dorf mit Sippencharakter mit allen Menschen, die mir lieb sind (Esel gibt’s da natürlich auch).

Auch die Rückfahrt entpuppt sich (trotz der Stunde Aufschlag)dank einem lieben Sippenpärchen als angenehm. Abends in Rostock dann erneutes Baden. Ida scheint ebenfalls d Braucht ihre Zeit, ihre Patentante, bei der wir schlafen meint vorm schlafengehen noch, dass Ida sehr glücklich wirkt.

Ein Lied habe ich auf dieser Chorfahrt nicht wirklich gelernt, dafür aber ihr und das ist das Wichtigste. Und dennoch sind wir in den Genuss gekommen, ganz viele Harmonien mitzusingen.

Danke für ein so schönes Wochenende, bis bald, lieben Gruß, beim Schreiben dieser letzten Zeilen nun bereits wieder aus Göttingen…