Ich war pünktlich!

Jawoll! Endlich mal. Am 23.09.2010 war das. Das kam daher, dass ich direkt aus der Klinik kam und nicht von zu Hause. Entsprechend fristete auch schon seit dem letzten Abend mein feiner C&A-Anzug sein Dasein in Flachwürfelform in meinem Comfort-Rucksack.
Jedenfalls kam ich zum ersten Mal seit ... man mag es gar nicht zählen ... bereits 8 min zu früh zum Südbahnhof (sonst bin ich immer ziemlich direkt pünktlich, heißt, ich komme eigentlich nie später als der Chäf) und war somit einer der ersten. Was fängt man mit soviel Zeit nur an? Kurzentschlossen latschten Debo und ich nochmal los zum Netto, um uns eine Flasche Wasser zu kaufen (also zwei).
Vor der Netto-Tür kam uns in strammen Schritt ein völlig gedankenversunkener Stefan, seinerseits auf dem Weg zum Treffpunkt, entgegen. "Hallo Stefan" - Er erschrak. "Du bist falsch, der Bus fährt dort ab!". Wir deuteten auf den Netto. "Ach ehrlich?" - Stefan folgte uns prompt vertrauensvoll zum Eingang. Mit leicht schlechtem Gewissen klärten wir ihn über unsere kleine Flunkerei auf und er schlug die Ausgangsrichtung wieder ein.

Im Netto angekommen [- Sie merken schon, ich plaudere mal ein wenig, könnte ein etwas längerer Text werden, aber bei unseren Konzerten wird mir ja inzwischen schon der Mund verboten, damit wir schneller fertig werden, also muss ich es ja irgendwo rauslassen, übrigens habe ich offenbar auch gerade die Zeitform gewechselt, das verzeiht Ihr mir hoffentlich, wobei Ihr vielleicht auch merkt, dass ich gerade auf ein persönlicheres Duzen gewechselt habe -] gilt es zu entscheiden, welche Wassersorte man nimmt. Ich - wie üblich - Medium, Debo meint "Nee, das schmeckt hier nich". Ich höre natürlich nicht auf diese Warnung, nehme trotzdem Medium. Alles andere wäre ja auch Quatsch. Sie nimmt lieber still. Naja, kurzum, zwei chortraditionelle Doppelkeksrollen vollenden unsere erlesene Auswahl an Fahrtverpflegung, zurück geht's zum Treffpunkt.
Dort erwarten uns nun schon ein paar mehr Chormitglieder und zwei blaue sowie ein weißer Kleinbus. Celebrate wird heute mal abgeholt, das ist doch auch mal nett. Wir verteilen uns brav und relativ gleichmäßig. In unserem (blauen) Bus werden wir mit einem herzlichen "Kann nich einer noch da drüben mitfahren" empfangen. Ich sitze ganz hinten, von der Straße trennt mich nur eine Scheibe und 1 Meter Höhe. Ganz vorn (wo auch sonst) steigt unser Herr Pianist Marian ein, der sich während der Fahrt schon einmal im gepflegten Gespräch mit dem kommunikativen Fahrer für unsere Heimreise übt, was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wissen. Die Förmlichkeiten erledigt (einmal Motor abwürgen und "Weiß jemand, wo wir lang müssen? Nein? Na dann fahren wir mal dem vor uns hinterher, der wird es ja wohl wissen") sind wir auch schon schwupps auf der Autobahn. Keine Zeit verlieren heißt das Motto.
[- Es folgt die Beschreibung weniger Sekunden in vielen Worten -]
Wir laufen auf ein anderes Fahrzeug auf. Ich schaue kurz nach hinten. Schaue nach links und sehe, wie Maddin Zwo neben mir nach hinten schaut. Er schaut mich an, wie ich nach hinten schaue. Wir schauen beide zu Stefan ganz links. Aber der ist immer noch irgendwie abwesend. Wir schauen beide nach hinten (mag an der Namensvetterschaft liegen) und schauen uns an und wieder nach hinten. Er wird doch nicht ... - Doch! Er wird! Wir schwenken auf die linke Spur der Autobahn und beobachten das nun noch 30cm Luftline von unseren Köpfen entfernte Lenkrad eines gelben Lieferwagens, wie es uns noch näher kommen möchte. Maddins Augen werden größer, sein Kopf kleiner. Mit geht es ähnlich, so sieht es zumindest in der Spiegelung meines Gesichtes in den Pupillen des Fahrers hinter uns aus. Unser Fahrer bleibt cool, bleibt auf Kurs, konstante Geschwindigkeit. Die Erlösung kommt, als wir direkt vor dem Wagen, der eben noch vor uns war, wieder mit einem Ruck rechts einscheren. Der gelbe Lieferwagen fährt nun hupend an uns vorbei, das wilde Gestikulieren der Insassen soll uns wohl auch nicht die Position des nächsten Hot-Dog-Standes verraten, unser Fahrer hat eher eine "Was will der denn"-Mine aufgesetzt.
Nunja, die Fahrt geht voran, wir verschwenden keine Zeit mit Abstandhaltungen an voranfahrende Fahrzeuge oder das Benutzen der rechten Fahrspur in uneinsichtigen Kurven, Maddin in der Mitte versinkt immer weiter in seinem Sitz, klammert sich immer fester an Stefans und meinen Oberarm und Marian, der mit seinen ausschweifenden Gesprächen auf der Vorderbank nicht allzu viel Erfolg zu haben scheint, dreht sich nun dauerhaft zu uns um, um uns mitzuteilen, dass ihm schlecht werde, wenn er zu lange in die entgegengesetzte Fahrtrichtung  (also in unsere Richtung) schaue.
Alles in allem eine erfolgreiche Fahrt - Wir kommen immerhin an und nach einigen Lenkversuchen auch knapp durch das Tor auf den Hof, wo wir alle aus dem Auto springen. Draußen treffen wir auf die weiße Mannschaft. "Kann ich auf dem Rückweg bitte bei Euch mitfahren?", fragt jemand, der offenbar im anderen Wagen ein ähnliches Schicksal erlitten hat. Nunja - soll er's doch versuchen ...

Nun tauchen wir in die vertraute Stimmung des Seehotels ein (zur Erinnerung: Hier waren wir 2008 bei einer Hochzeit),  kleine Gärtchen, ein Teich, die Fischlein springen, die Vögelchen zwitschern (also diese großen schwarzen) mit den Fröschlein im Duett, ein Hauch von Frühblühern liegt in der Luft (die jetzt nicht mehr da sind, aber vor ein paar Monaten sicherlich - davon abgesehen sind die Fischlein und Vöglein auch eher vom Gefühl her vorhanden) - was aber eh alles keine Rolle spielt, denn wir laufen durch eine Gasse von noch verdecktem, aber schon als solches zu erkennendem, Buffet. Nun ahnt man schon, dass das ein schöner Abend werden wird.
Die nächste frohe Botschaft folgt durch Daniel übermittelt sofort: "Bestellt Euch, was Ihr wollt, alle Getränke gehen aufs Haus" - eine Botschaft, die auch an unserem Pianisten nicht vorbeigeht (das lasse ich ganz unkommentiert so stehen).
Wir finden unseren Umkleideraum, breiten uns aus, singen uns ein, etwas in Zeitdruck - alles wie immer. Doch plötzlich wird mir etwas klar: Verdammt, Debo hatte Recht, das Wasser schmeckt nicht. Sie erwischt mich bei diesem Gedanken und nippt genüsslich an ihrer Flasche. Fünf Minuten vor unserem Auftritt der Hinweis, dass es etwas später werden könnte. Eine halbe Stunde später lockern wir noch einmal unsere Stimmen vor der Tür, nur die Mücken sind unsere Zeugen und weichen unserem Klatschen aus. Im Eilverfahren wird per Zufallszahl und Abzählen ein Chorblogschreiber bestimmt (ich bin es nicht, aber da sich dann doch keiner hier verewigt hat, müsst Ihr Euch jetzt das hier durchlesen). Einige vertreiben sich mit Marian an der Theke die Zeit.
Nochmal ein Viertelstündchen später stellen wir uns vor der Saaltür auf, es solle bald beginnen, hat man verlauten hören. Einige werden langsam nervös, insbesondere Line, deren Zug um 21:30 vom Hauptbahnhof abfahren möchte. Der Rest vertreibt sich die Zeit durch Stehen, wir diskutieren nochmals die Aufstellung, das ein oder andere Gläschen wird noch geleert - Alkohol vor dem Auftritt wurde aber für die Sänger verboten - und irgendwann öffnet sich endlich die Tür und wir ziehen los.
Das Publikum geht sofort mit (also enthusiatorisch, sie bleiben natürlich auf ihren Plätzen), wundert sich über den leeren Notenständer, den ich vor mir aufgestellt habe und den ich an dem Abend liebevoll als "Klaus" vorstelle (was soll ich tun, Daniel hat ihn extra mitgebracht, ich habe nur meine Noten vergessen, der Anstand gebietet ihm sein Bühnenrecht) und da mir Lena für den Abend das Wort verboten hat, reiße ich mich zusammen, fasse mich in wenige Worten kurz auf ein paar Minuten und Marian (dem das Wort nicht verboten wurde) ergänzt entsprechend (da er im Gegensatz zu mir ja Meister der Kurzfassung ist). Wir machen noch ein paar Stellungswechsel, drosseln die Klavierlautstärke und kurze Zeit später verlassen wir auch schon wieder unter tosendem Applaus den Saal (bevor die Tore sich schließen, hört man noch ein "Celebrate war übrigens mal im ZDF und hat einen Chorwettbewerb gewonnen" - ich rufe noch "Naja, Dritter" - "Nagut, aber sie waren der beste Laienchor" - naja, wie auch immer ...).
Die Chormitglieder sammeln sich vor der Saaltür. Keiner geht mehr als 2 Meter weg, denn - man riecht es schon - in wenigen Minuten muss es losgehen - MUSS!
ENDLICH ist das Buffett eröffnet, und wer es geschafft hat, vor unserem Treffen auf den tenorösen Herren, der nun im Foyer steht und uns in seine Kenntnis deutscher Volkslieder durch Vorsingen einweiht und hinzu nicht mit Lob über unsere Gruppierung und die Begeisterung über ein deutsches Lied ("Danke für die Lieder") in unserem Programm spart, aus dem Gebäude zu kommen, kann sich an der Fülle von Gegrilltem und Gedünstetem erlaben. Wir haben sogar einen Chortisch (nungut, 7 Plätze für 20 Leute, aber immerhin). Und nach ein paar Schnitzeln (ist das das Fleisch mit den Knochen dran?) und Getränken lässt es sich unser Pianist nicht nehmen, den Saal mit ein wenig Klaviermusik zu erheitern. Bald gesellt sich unser Cajónist Bobby hinzu, und irgendwann setze ich mich daneben und wackle mit dem Kopf, damit es so aussieht, als würde ich auch zur Band gehören.
Plötzlich wird es unruhig in der Chorgemeinschaft. "Um 9 ist Abfahrt". Während es doch vorhin noch hieß, wir könnten jederzeit abfahren, drängen nun die Fahrer auf eine baldige Abreise, was wir zu großen Teilen nicht einsehen. Aber da Line immernoch ihren Zug bekommen muss, lenken wir letzten Endes ein (gezielter als bei der Toreinfahrt vorhin). 21 Uhr - Das sind doch noch 10min! Schnell hechten wir noch einmal zum Nachtischtisch (also Nachtisch-Tisch, nicht Nach-Tischtisch) und vereinlaiben und nocheinmal alles, was passt, was das eigentlich alles ist, darüber kann ja später im Auto noch nachgedacht werden. Weiter geht es im Sprint, noch zwei Löffel und ein Messer im Mund, zwei Schüsseln in der Hand, zum Umkleideraum, gaaanz schnell umziehen, und als ich da so nur in Unterhose stehe und in den Gaststättenraum schaue, der nur durch eine Glasscheibe vom Umkleideraum getrennt ist, sehe ich direkt neben mir (wieder einmal etwa 30cm Luftlinie) eine Familie fröhlich grinsend zurückschauen - warum auch immer. Irgendwie ist mir das aber alles zu hektisch, denn quasi direkt vor dem Umkleideraum stehen schon die Kleinbusse mit offenen Türen, sodass jeder, der zur Tür heraustritt, direkt hineinfällt. "Marian (er kommt gerade vorbeigeschossen), wollen wir nicht noch bleiben, nachher fährt bestimmt noch ein Zug". Dass Marian das für eine gute Idee hält, damit kann ich ja nicht rechnen. Aber auf einmal steht fest: Wir bleiben, Basti kneift, aber Bobby ist dabei, damit ist die Band komplett. Suse lässt uns auch ihren digitalen Photoapparat dort, damit wir den Abend für Euch alle dokumentieren können.
Völlig unüberlegt schicken wir die anderen nach Hause, in der stillen Annahme, dass sicher etwa 22:30 noch ein Zug vom Hauptbahnhof fahren wird, der etwa 30-45 Minunten Fußweg entfernt ist (es ist gerade kurz nach 21:00, lohnt sich also total), um den Abend und das Buffet noch so richtig ausleben zu können. Ich habe inzwischen meinen rucksackgebügelten Anzug abgelegt und trage als einziger im ganzen Haus eine Jeans (wodurch aber nicht mehr so auffällt, dass mein Hemd im Gegensatz zu allem anderen eher ein bläuliches Schwarz hat). Wir drei holen uns noch ein Bier (ich ein Wasser, eigentlich brauch ich nix zu trinken, aber man will ja dazugehörig aussehen) und gehen zurück zum Klavier, wo wir nun intensiv beginnen, Musik zu machen, denn wir haben ja nicht mehr sooo viel Zeit.
Während ich mal am Klavier sitze (Marian verschwindet kurz an die Theke), kommt eine Frau auf mich zu. "Sie sind doch Benjamin Wagner!?" - öhm - nee? - "Gehören Sie nicht zur Wagner-Familie?" - öhm - nee? - "Aber Benjamin Wagner hat doch mal bei Ihnen Klavier gespielt, oder?" - öhm ... nee? Aber der is mit in der Chorleitung. - "Aha, sind Sie sicher?" - (ich kenne ja nun den Chor fast schon ne Weile, und den Benni auch, ich habe also einen relativ sicheren Gesichtsausdruck) - "Nagut" Die Frau dreht sich um, und wieder zurück: "Und wer sind Sie?" - "Ich bin Martin Heuschkel." - "Heuschkel? Achso, na dann ist alles klar." - Die Dame lässt mich etwas verwundert über die letzte Aussage sitzen (über die ich mir auch jetzt noch nachts im Stillen heimlich über Stunden Gedanken mache und die mich nicht schlafen lässt) und kehrt zu ihrem Platz zurück.
Jedenfalls genießen wir noch die Zeit und unserem Pianisten entspringt eine wahnsinnige Idee, auf die Bobby und ich einschlagen müssen, damit Marian uns gehen lässt, über die ich heute aber nicht referieren möchte, denn ich will mich ja in diesem Bericht kurzfassen.
Jedenfalls gehen wir so etwa 21:45 los in Richtung Hauptbahnhof (zu diesem Zeitpunkt benötigt unser Pianist keine Stütze). Gerade 20 Meter vom Hotelgelände entfernt, in der Hoffnung in die richtige Richtung zu laufen, rufen plötzlich zwei Gestalten von der anderen Straßenseite "Hey, können wir jemanden nach Rostock mitnehmen?". Im ersten Moment denken wir an Einbildung,  sind fast geschockt von dieser Entwicklung. "Wieviel könnt Ihr denn mitnehmen?" - "Na maximal 3". Perfekt. Zug wird gestrichen (was auch in gewisser Weise schade ist, wäre sicher spannend geworden, ob noch einer führe und so, dann hätte ich hier wenigstens auch etwas Ausschweifenderes zu berichten), die netten Herren nehmen uns mit, ahnen ja noch nicht, worauf man sich einlässt, wenn man Musiker nach einem Auftritt im Auto mitnimmt.

 

So, das war die kurze Vorgeschichte, jetzt kommt der Part, den ich eigentlich erzählen wollte, weil ihn die anderen nicht mitbekommen und danach gefragt haben.

An der Tanke wird nocheinmal Bier getankt (während sich die Herren darüber verständigen, wo die Tankklappe ist, um sich dann zu entscheiden, dass sie das Auto nicht extra umstellen, da der Tankschlauch lang genug ist), dann folgt das gegenseitige Vorstellen. Die beiden Herren sind sozusagen ganz hohe Tiere, der Fahrer ist der Direktor des Christopherus-Gymnasiums (während der weiteren Fahrt werden darauf von unserem ganz links sitzenden Pianisten sämtliche unnötige Wortwitze genutzt, die existieren, von der Christopherwurst bis zur Friedrichtopheruskartoffelschule). Etwa eine halbe Stunde unterhält uns unser "Pianeur" mit einem Referat über das Fischen und die Fehlhaltung der Scholle, die nur deshalb so platt sei, weil sie immer auf der Seite schwimme und deshalb zwei unterschiedlich stark ausgeprägte Muskelschichten habe - oder so ähnlich. Der Schulleiter versucht zwischenzeitlich, wenn er mal zu Wort kommt, unseren Pianisten ins "tacet" zu schicken, aber der hat nach seinem decrescendo vergessen, wo er hinwollte, und wird sich im Laufe des Abends noch in ein fulminantes allegro fortissimo steigern.
Etwa 10 min vor Rostock, gerade fängt der Stau, in dem wir gerade stehen, an, wieder zu rollen, bittet einer von uns (ich sage nicht, wer) um eine Pinkelpause, die von unseren Fahrern auch nach etwas Zögern bewilligt wird. Und während wir auf dem Parkplatz stehen, sehen wir die anderen Autos am selbigen vorbeizischen, offenbar werden sie gerade von einem Schwerlasttransport weiter vorne vorbeigelassen. Als wir den Parkplatz endlich verlassen, sehen wir den Transporter auf der nun leeren Autobahn, wie er gerade alles zur Weiterfahrt bereit macht. Aber wir kommen gerade noch rechtzeitig an ihm vorbei - Glück gehabt.
Und endlich kommen wir auch in Rostock an, das Auto wird auch mit der Zeit immer enger. Die netten Herren, die uns anfangs noch fragten, wo wir wohnen würden und wo man uns am günstigsten absetzen könnte, fragen uns nun schon an jeder Bushaltestelle, an der wir vorbeikommen, ob da nicht bestimmt ein Bus fahre, und erlösen sich dann selbst, indem sie uns ohne Umwege einfach an der Christopherusschule raussetzen. Insgesamt werden sie sicher einen sehr positiven Eindruck von uns mit nach Hause genommen haben.
Wir laufen nun los, in eine beliebige Richtung, irgendwo soll der Holbeinplatz sein. Unser Pianist, erstaunlicherweise immernoch ungestützt, meint, wir sollen uns die Zeit mit ein paar Liedern vertreiben. Und da es der Sinn eines Musikers nicht sein kann, für sich allein zu musizieren, lässt er auch die Anwohner daran teilhaben (besonders als wir das Bundespolizeigebäude passieren) und geht auch gerne auf das entgegenkommende Publikum ein. Natürlich hält er das Ganze mit Suses Apparat auch auf Video fest (löscht scheinbar wahllos ein paar alte Photos, um genügend Speicherplatz zu haben).
Plötzlich eine vertraute Reklametafel in der Ferne - wir haben die Neptunschwimmhalle erreicht - und damit eine Bushaltestelle. Da die F-Linie noch eine Weile brauchen wird (inzwischen ist es ja schon nach Mitternacht), entscheidet sich unser Pianist nun seinerseits für eine kleine Wasserpause (und ich meine nicht Trinkpause), als plötzlich ein Bus um die Ecke kommt und hält. Ich rufe vorsorglich schonmal "Marian, ein Bus!" Die Tür öffnet sich. "Fahren Sie zum Saarplatz?" - "Nein" - "Irgendwo in die Nähe?" - "Schröderplatz". Das klingt wie Musik in meinen Ohren (im Gegensatz zu der Fußwegunterhaltung vorher) - direkt vor meine Haustür. Bobby und ich schauen uns an: "Neh'm wir" und rufen nochmal "Marian!". Wir steigen ein, die Tür schließt sich, wir meinen "Stopp, da kommt noch einer". Der Busfahrer guckt skeptisch, wer soll da auch noch kommen, Marian hat sich hinter dem Bushäuschen in der Dunkelheit versteckt und wie soll man erklären, was er da gerade tut? Der Bus fährt an - plötzlich ein Gesicht an Tür, der Bus bremst und Marian steigt in aller Seelenruhe ein, der Busfahrer etwas entnervt, ist ja immerhin noch ein regulärer Linienbus, der seinen Zeitplan schaffen muss. Wir setzen uns hin und ich frage Marian nach Suses Photoapparat. "Upps - Moment - eben an der Bushaltestelle hatte ich ihn doch noch". Marian durchwühlt seine Taschen - nichts. "Ach, der wird schon irgendwo sein, ich bring ihn Dir einfach später mit." Der Schweiß steigt schon etwas in meinen Kopf, hab ja versprochen, darauf aufzupassen. Kurz bevor Bobby und ich aussteigen endlich doch noch der Fund. Ich möchte den Bus noch von außen photographieren, es scheitert jedoch an meinen Fähigkeiten.
Bobby und ich verabschieden uns an der Ampel voneinander, ich muss nur noch den Berg hochlaufen und bin zu Hause, falle fast direkt ins Bett (mitten in der Nacht fällt mir noch ein, dass ich meinen Anzug vielleicht von seinem Rucksackdasein erlösen sollte) und freue mich schon, um 6 wieder aufstehen zu dürfen. Einen Mittwoch später bei der Probe auch die Erleichterung, dass Marian offenbar noch heil zu Hause angekommen ist - immernoch ungestützt. Ebenso die Kleinbuspassanten. Und noch einen Mittwoch später erfahre ich, dass auch Line noch ihren Zug bekommen hat. Nur von dem Schulleiter habe ich nichts mehr gehört.

So, das war ein kurzer Abriss meiner persönlichen Erlebnisse auf dieser wieder so schönen Chorreise, die wieder so viel Spaß gemacht hat - wie immer mit Euch! Falls noch Fragen sein sollten (und das ist ja sicher so, denn ich musste mich hier ja leider aufs Wesentliche beschränken, um den Rahmen nicht zu sprengen), stellt sie hier oder wendet Euch vertrauensvoll an mich, gerne auch im persönlichen Gespräch im Warmbad, wenn Ihr mir eine Cola spendiert.
Es erfolgt noch der Hinweis, dass einige Inhalte etwas überspitzt dargestellt sein könnten (also nicht, dass z.B. der Eindruck entsteht, unser Pianist hätte unter nicht jugendfreiem Alkoholeinfluss gestanden oder den ganzen Abend an der Biertheke verbracht) und dass eventuell genannte Markennamen keinerlei Wertung beinhalten sollen (Wir mögen auch Penny, Plus, Rewe und H&M).

Achja ... hatte ich das eigentlich erwähnt? Wir waren in Waren.
 

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