Natürlich. Ohne eine einzige Probe seit Monaten, ohne angemessene Chorkleidung, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung von aktueller Choreographie, Aufstellung, irgendetwas. Natürlich. Aber weil erstens nur wenige Menschen so überzeugend und beharrend sind wie unser Chäf und ich natürlich zweitens unbedingt noch mal mit Euch auftreten wollte, stand ich dann trotz allen dreisten Unangemessenheiten irgendwann in einem geliehenen Hemd von immerhin fast schwarzer Farbe und in Blue Jeans und zerschlissenen Sneakers (braun) mit Euch vor der Kirche.
Völlig zu Recht mitunter misstrauisch beäugt, von vielen belächelt*, ausgiebig verspottet von Steffen und Steffi und ziemlich nervös. Nervöser als vor irgendeinem Auftritt zuvor, inklusive Grand Prix.

(* André so: „Und? Hast Du zu Hause alleine geprobt oder machst Du’s wie ich: Nix können aber charmant aussehen?“)

Dann Einsingen im Hof, zwischen Uni und Kirche. Die traditionellen letzten Worte vorher von Martin. Das Gewusel, die leichte Hektik, die Aufregung die in der Luft liegt und von allen genossen wird. Und ich mittendrin, alles passt, alles wie immer, als wäre ich nie weg gewesen. Als müsste ich nicht wieder weg. Wir stellen uns in der Kirche auf, ich bin immer noch völlig unpassend angezogen, immer noch nervös, Steffi findet es immer noch lustig. Und als wir stehen und auf die ersten Töne warten, noch eine Umarmung von Martin. („Viel Spaß, Susi. Genieß es.“ Oh ja!)

Dann rauf auf die Bühne, immer noch in Blue Jeans, endlich stehen Leute vor mir und ich hoffe einfach, dass man es nun nicht mehr sehen kann. Dann Lied für Lied durchhangeln, an den Ansagen oder den ersten Tönen raten was es ist (klappt total gut), dann einfach mitsingen was geht (klappt hervorragend) und wenn wirklich mal was dabei ist, was ich nicht kenne (passiert überraschend selten), einfach so tun, als würde ich mitsingen. (Hätte geklappt, wenn Steffi neben mir nicht alles gemerkt und mich fortwährend angelacht hätte.) Dafür hilft sie mir mit der Choreo, gibt mir unauffällig (glauben wir zumindest bis heute) Zeichen und alles funktioniert. Was uns überrascht.

Es gibt Teelichter, es gibt Luftballons, es gibt Stoffsteckenpferde und Knicklichter, es gibt den sagenhaften Marian wirklich, alles macht unglaublich viel Spaß und sogar die Musik ist gut. Mit Euch zu singen, liebster Chor, ist wie ein Eis auf dem Uniplatz essen, wie Füße in die Ostsee tauchen, wie am Stadthafen grillen und jemand hat die Gitarre dabei: genau richtig, genau wo ich sein will. Vielen, vielen Dank für dieses außergewöhnliche Konzert!