Meine erste Chorfahrt - Chorfahrt Wintersemester 2009/10

Ich hab mir eine Blase gelaufen, war dreimal komplett durchgeschwitzt, musste mich ausziehen und wurde ermordet - also ich kann die nächste Chorfahrt kaum erwarten!

Bis zum Bahnhof Scharbeutz haben es alle noch gut geschafft. Aber dann: 2,5km - ein Running Gag im wahrsten Sinne des Wortes. Habe was von 6km gehört, die wir durch die Dunkelheit (finster,finster...) gestapft sind. Auf dem letzten Stück trieb mich nur noch reine Willenskraft voran: darf-nicht-aufgeben-muss-Jugendherberge-erreichen-darf-nicht-aufgeben... Ich entschuldige mich bei Stefan dafür, dass ich beim Abendessen nicht gerade die beste Gesprächspartnerin war, war total alle.

Dann konnten wir die Zimmer beziehen, die zum Glück sehr sauber waren. Meine Mitbewohnerin, die liebe Petra, und ich stellten fest, dass wir uns sehr gut verstehen - und sehr verschiedene Geschmäcker haben. Ich hab's nachts gern kuschlig warm und sie ist für Heizung aus und Fenster auf. Wir konnten uns dann auf einen Kompromiss einigen: Heizung aus und Fenster zu. Zum Glück war das Wetter so mild. Eine Gemeinsamkeit haben wir dann aber doch noch gefunden: Wir hatten beide unsere Zahnpasta vergessen. Lieben Dank an die Mädels aus dem Nachbarzimmer, die uns damit bewichtelt haben.

Bis zur ersten Probe hatte ich mich einigermaßen akklimatisiert und es konnte richtig losgehen. "Let me live" fand ich auch gar nicht mehr so schlimm wie am Mittwoch zuvor. Danach kam die Kennenlernrunde, wir waren übrigens 4 Steffis, und ich hatte meinen ersten Lachkrampf bei Steffi L's dezentem Hinweis darauf, dass Chris schonmal eine Qualle im Mund hatte. Bei der Probe am nächsten Morgen waren wir natürlich alle total ausgeschlafen und lernten erstmal, dass Chorsingen Diktatur ist. Mal im Ernst, da stehen wir doch drauf. Schlag uns (einen Kanon vor)! Tritt uns (den Takt)! Lass uns Tomatensalat singen!

Nachmittags taten Maddin, Marcus und Peter (die beiden sind echt Brüder, ich glaub's inzwischen) ihr Bestes, um uns das Tanzen beizubringen. Eddi durfte/musste mit mir tanzen und zeigte mir geduldig ein paar coole Drehungen. Gelobe Besserung bis zur nächsten Chorfahrt. Das Mörderspiel war jetzt in vollem Gange. Jemand rief noch in den Tanzsaal, dass Benni ein Mörder ist, kurz darauf waren die Tanzenden schon hinüber.

Auch Susi erkannte posthum, dass sie auf den falschen Mann hereingefallen war. Wie es das Schicksal wollte, war auch die andere Hälfte der Chorleitung mörderisch unterwegs. Das musste Tino schmerzlich feststellen, als er Maddin vor Benni warnen wollte. Ob er ihm jemals wieder vertrauen kann? Steffi K., auch liebevoll Pink Lady oder Killer Queen genannt, ging als Klomörderin in die Chorfahrtgeschichte ein. Am Ende wurden dann aber alle Mörder überführt. Tja, was soll ich sagen, es war eine schöne Zeit mit euch!

Nach dem Tanzen wurden das Frauen- und das Männerstück geprobt. Das Männerstück ist ja wohl DER Kracher. Zum Herzschmerzmedley habe ich einige Kritik an der Pinnwand gelesen; mir hat's gefallen, ist ne gute Mischung und sorgt für ChOhrwürmer.

Abends folgte eine weitere Spielerunde. Wir wurden in Teams eingeteilt und liebevoll vorbereitete Stationen warteten auf uns. Die grüne Maus war übrigens von mir. War bloß total perplex, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand mein Geschmiere gut finden könnte. Aber schätzungsweise hat niemand anderes eine grüne Maus mit spitzer Nase von der Seite gezeichnet. Na egal. Unser Team stellte dann einen Rekord im Stühlekippeln auf. Danke an Simon fürs Kommando geben. Da einfach kein Stuhl fallen wollte, musste abgebrochen werden.

Und dann kam die letzte Station: "Wer schön sein will..." Steffi L. brachte uns dominamäßig dazu, unsere Hüllen fallen zu lassen. Da Simon der Ständer war, brachte es ihm leider nichts, dass er vorher geluschert und sich dick angezogen hatte. Als ich da wieder rauskam, hatte ich ein etwas seltsames Gefühl im Magen, aber auch die Erkenntnis, wie sehr man diesen fast unbekannten Menschen schon vertraut und auch vertrauen kann. Gewonnen hat übrigens das Team, in dem Daniel sich komplett ausgezogen hat. Das nenn ich mal einen verdienten Sieg. Und ja, Simon, ansonsten hätten wir natürlich gewonnen. Aber hast du bei uns etwa nackte Menschen gesehen? Ich nicht.

Danach haute Maddin wie am Abend zuvor bis tief in die Nacht in die Tasten und es wurde viel gesungen. Karo erzählte mir am nächsten Tag, dass die Stimmung bei den letzten Chorfahrten noch besser war, aber wie sie im selben Satz sagte, das hängt halt immer vom Abend ab und ist nicht weiter tragisch. Schlechte Stimmung hatte ich jedenfalls nicht. Die nächste Chorfahrt wird eh zwangsläufig besser, wenn wir uns alle schon näher kennen.

Petra und ich gingen dann gegen 3 Uhr, wobei sie auf dem Weg anfing, "I will celebrate" so deutsch wie möglich auszusprechen (Ei will zellebräit) und wir dazu übergingen, den Text zu sächseln. An dem Punkt stellten wir fest, dass wir wohl nicht mehr ganz frisch waren und packten uns ins Bett, Heizung aus versteht sich.
Am nächsten Morgen dann die letzte Probe und fast hundert Leute, die sich kollektiv zum Löffel machten. Ich sage nur tatuzita, wie geil ist das denn? Ich konnt nicht mehr vor Lachen.

Beim Aufbruch musste natürlich obligatorisch ein Abschiedslied für das Personal gesungen werden. Ein übergebliebener Zivi erbarmte sich und hörte sich schicksalsergeben "I will sing hallelujah" an. So ist das nunmal: Der Chor braucht ein Abschiedslied und der Chor braucht ein Publikum.

Auf der Rückfahrt schloss ich doch etwas müde die Augen, konnte aber nicht schlafen, da ich den passenden ChOhrwurm hatte "Und du ich geh am Stock, will nie wieder schlafen..." (meine Lieblingsstelle, das ist ja so schön und so traurig, ich könnt heulen). Dann dachte ich voll Rührung daran, wie ich im Juli noch als Zuschauerin beim Konzert saß und von einer Chorfahrt träumte, und da hätt ich glatt wieder heulen können.
Am Rostocker Bahnhof ein letztes "I will sing hallelujah" und dann blieb nur noch eines zu sagen:
TSCHÜß CHOR

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