Die Chorfahrt aus Sicht eines Soprans

Die Fahrt nach Binz war zunächst noch ein großes Durcheinander als Neuling, doch es sollte am Ende alles vertrauter werden, was ich unter anderem dieser hochwürdigen Aufgabe, den Chorblog schreiben zu dürfen, verdanke. Als Auserwählte hatte ich jedoch zunächst eine sehr wichtige Erkenntnis: Hör auf die älteren Hasen hinter dir, wenn sie „Bloß nicht“ und „Sag nichts!“ rufen, aber ich berichte nun von einem wirklich rundum musikalischen und amüsanten Wochenende, dank meines Talents schneller zu reden als zuzuhören.

Am Freitag trudelten nach und nach alle Sänger und Sängerinnen ein, da ein Teil mit dem Bus und die anderen in kleinen Fahrgemeinschaften anreisten. Beim Abendessen gab es bereits die ersten Gespräche und es wurde gleich festgestellt, dass der Umgang offen und ohne falsche Scheu abläuft. Die fehlende Scheu zeigte sich später auch im Tanz Lavada, der gleich am ersten Abend Körperkontakt verlangte und die Stimmung aufheiterte. Nach der Probe und einigen Ankündigungen durfte alten Liedern gelauscht oder auch mutig mitgesungen werden. Über das gesamte Wochenende wurde das bekannte Mörderspiel gespielt und es wurden auch äußerst interessante Diskussionen geführt, doch als erste Tote konnte ich leider an keiner einzigen teilnehmen. Aber ich habe mir aus der Diskussion gemerkt, dass es nur zwei Möglichkeiten bei Annährungen untereinander gibt – einer ist der Mörder oder da läuft eindeutig was.

Der erste Morgen zeichnete sich bereits durch eine verstärkte Sehnsucht nach Halsbonbons und Kaffee aus, doch das sollte Sonntag noch getoppt werden, denn Samstag wurde es ja erst richtig ernst. Vor allem der Sopran war unglaublich erkenntnisreich an dem Tag. Unser neues Motto: Früher kommen, zäher singen und atmen. (Dass Frauen allgemein ein Problem damit haben, früher zu kommen, konnten wir auf einmal auch auf andere Dimensionen beziehen.) Aber das sollte nicht die einzige Erkenntnis bleiben. Abgesehen davon, dass die Probe durch die Faszination von zwei Mädels mit dem gleichen Paar Stiefel unterbrochen werden musste (es gibt nun mal auch Prioritäten!), haben wir auch musikalische Fortschritte gemacht und neue Töne entdeckt. Dank der Chorfahrt können wir also hoffen, dass wir nun alle von demselben Tonrepertoire ausgehen. Es waren wirklich erheiternde Einzelstimmproben mit dem Sopran, eine wirklich lustige Truppe, auch wenn viele Sprüche der Müdigkeit geschuldet sind, denn nach müde kommt bekanntlich dumm.

Die Freizeit am Samstag konnte individuell gestaltet werden, ob mit Abbaden bei sommerlichen Temperaturen unter 10 °C, Proben für das 9. Internationale Binzer-Rostocker-Open-Stage-Abend-Festival, jeglichen Workshops oder auch alle Süßigkeiten-Rationen zu mampfen und danach einen ganz langen Spaziergang am Meer zu unternehmen wegen des schlechten Gewissens.

Am Abend in der Probe bemühten wir uns, nicht zu atmen und gleichzeitig energiereich zu singen, aber trotz der laut Chorfahrt-Statistik nur durchschnittlichen vier Stunden Schlaf hat es funktioniert. Nach einer kurzen Pause zum Frischmachen lauschten und erlebten wir beim 9. Internationalen Binzer-Rostocker-Open-Stage-Abend-Festival ungefähr vier Stunden musikalische Stücke, umgedichtete Bibeltexte, Witze, einen Tanz und selbstgeschriebene Texte. Zusätzlich gab es noch eine Coca-Cola-Wette, die theoretisch erfolgreich gemeistert wurde, doch konnte der Herausforderer durch eine höhere Punktzahl geschlagen werden. Außerdem wurde das neue Talent Moritz entdeckt, der als baldiger Chorleiter die Fähigkeit, dem Chor einen Einsatz zu geben, irgendwie geprobt hat, aber Übung macht ja bekanntlich den Meister.

Am Sonntag gab es nochmal einen musikalischen Abschluss, bei dem selbst Anjas Niesen musikalisch und rhythmisch unterlegt
wurde und alle Stimmgruppen haben nochmal ihre letzten Kräfte trotz steigender Müdigkeit zum Besten gegeben. Das Mörderspiel wurde ausgewertet und die Chorfahrt endete mit einem Abschlussfoto am Meer. Während der Busfahrt konnte noch ein wenig ausgeruht werden und trotz der Kälte haben wir nochmal das Lied „I feel like praising Him“ in maximaler Geschwindigkeit von 1,5 Minuten zum Besten gegeben.

Damit Danke für ein tolles Wochenende und ich freue mich auf die nächste Chorfahrt!

Elisa Skiba